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Jung und Alt im Einsatz für Schmetterlinge in Kleinblittersdorf

Kinder und Erwachsene kümmern sich in Kleinblittersdorf um die Schmetterlingswiese an der Freundschaftsbrücke.
Kinder und Erwachsene kümmern sich in Kleinblittersdorf um die Schmetterlingswiese an der Freundschaftsbrücke.

Kleinblittersdorf. Pünktlich zum Erfahre-mehr-über-Schmetterlinge-Tag in der vergangenen Woche hat der Vorstand des Vereins für Dorfentwicklung Kleinblittersdorf die Schmetterlings-Spirale vor der Freundschaftsbrücke wieder in Form gebracht. Schneeheide und die ersten Frühblüher lockten bereits einige Überwinterer unter den Schmetterlingen an, zum Beispiel den C-Falter, der in der Spirale gesichtet wurde. „Nur sechs Arten überwintern als ausgewachsene Falter, alle anderen als Ei, Raupe oder Puppe. In den nächsten Wochen werden die Aurorafalter aus ihren Kokons schlüpfen und den Frühling ankündigen“, erklärt Rebekka Nadik, die Vorsitzende des Dorfentwicklungsvereins. Unterstützt wurden die Erwachsenen auch vom interessierten Nachwuchs in der Gemeinde.

Die Schmetterlingswiese an der Freundschaftsbrücke in Kleinblittersdorf.
Die Schmetterlingswiese an der Freundschaftsbrücke in Kleinblittersdorf.

Finn aus der frisch gegründeten Naturschutz-AG der Grundschule Kleinblittersdorf kennt sich schon gut aus mit Schmetterlingen: „Ich hab‘ so eine Box mit Karten über 50 Schmetterlinge, deswegen kenne ich schon viele Arten“, sagt er. Sarah, Finn, David und Julian aus der zweiten Klasse sind in der Naturschutzjugend und waren sofort dabei, als die AG an ihrer Schule gegründet wurde. Sie freuen sich auf das Programm. „Axel Hagedorn vom NABU Fechingen-Kleinblittersdorf wird uns mit einer lebenden Eule besuchen, und Walter Rundstadler von Bliesgau-Obst wird uns transparente Röhrchen mit Wildbienen-Larven zeigen“, erzählt Lehrerin Tina Minor von der Grundschule Kleinblittersdorf ihre AG-Inhalte. An der Schmetterlings-Spirale haben die Naturschützer auch sehr viel mit menschlichen Einflüssen zu kämpfen. „Dort landet sehr viel Müll. Auch ständiger Vandalismus in den Beeten, im Bürgerpark, aber auch im Ort gibt Anlass zur Sorge“, berichtet Ortsvorsteher Karl-Peter Fuhr, der die Schmetterlings-Aktion unterstützt. Er ruft zum Hinschauen und zur Zivilcourage auf. „Jeder Vandalismus im Ort soll zur Anzeige gebracht werden. Es ist traurig, dass jegliches Engagement für ein schöneres Ortsbild von Vermüllung und Zerstörungswut einiger weniger betroffen ist, aber wir werden konsequent dagegen vorgehen“, so der Ortsvorsteher.

Karl-Peter Fuhr, der Ortsvorsteher von Kleinblittersdorf (Mitte) und Robert Jan und Astrid Weyerich-Gerhardt von der Udo Gerhardt-Schmetterlingsstiftung.
Karl-Peter Fuhr, der Ortsvorsteher von Kleinblittersdorf (Mitte) und Robert Jan und Astrid Weyerich-Gerhardt von der Udo Gerhardt-Schmetterlingsstiftung.

2019 wurde die Schmetterlingsspirale von 100 Vorschul- und Schulkindern aus Kleinblittersdorf mit 200 speziellen Kräutern und Wildpflanzen für Schmetterlinge bepflanzt, an denen sie nicht nur Nektar finden, sondern sich als Raupe daran entwickeln können. Denn genau das ist der Knackpunkt. „Schmetterlinge fliegen nur dort, wo die Raupen die richtigen Nahrungspflanzen und die Falter genügend Nektar finden“, sagt Astrid Weyerich-Gerhardt, erste Vorsitzende der Udo Gerhardt-Schmetterlingsstiftung, und erklärt: „Das Biosphärenreservat Bliesgau bietet für die Schmetterlinge eine Vielzahl von hochwertigen Lebensräumen, welche zu den populationsstärksten und artenreichsten Tagfaltergebieten Deutschlands zählen. Seltene Arten, wie der Goldene Scheckenfalter, der Große Ameisenbläuling und viele andere Arten der Roten Liste können hier noch in größeren Individuenzahlen angetroffen werden“, so Astrid Weyerich-Gerhardt  Dennoch: Auch im Biosphärenreservat Bliesgau sind die Lebensräume der Schmetterlinge gefährdet. Bedroht werden sie durch den Rückgang der Nutzung der vormals extensiv bewirtschafteten Trockenrasen, die Verbuschung offener Landschaft, die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft sowie die Verbauung und Zerschneidung der Landschaft.

Auch im Robert-Jeanrond-Bürgerpark in Kleinblittersdorf sind Jung und Alt bei der Pflege immer dabei.
Auch im Robert-Jeanrond-Bürgerpark in Kleinblittersdorf sind Jung und Alt bei der Pflege immer dabei.

Die Udo Gerhardt-Schmetterlingsstiftung will dieser Entwicklung entgegenwirken. Eine Maßnahme neben Öffentlichkeitsarbeit und dem Kauf hochwertiger Flächen ist es, den Bau von weiteren Schmetterlingsbiotopen finanziell zu unterstützen. Die Kooperation der Stiftung mit dem Dorfentwicklungsverein hat zum Ziel, in der Gemeinde Kleinblittersdorf Initiativen für Schmetterlinge zu fördern. Ein weiteres Anliegen ist, viele Gartenbesitzer für naturnahes Gärtnern zu gewinnen. „Beete mit Wildpflanzen sind die Gärten der Zukunft“, sagt Rebekka Nadig. „Wildpflanzen sind wie gemacht für den Klimawandel, sie überstehen Trockenheit spielend ohne Gießen, und zudem helfen sie den Insekten zu überleben. Dass in unseren Dörfern mittlerweile nur noch ein oder zwei klassische Blumengärten, dafür umso mehr Schottergärten zu finden sind, ist weder schön noch schlau, denn auf den Kiesflächen steigt die Temperatur auf bis zu 47 Grad im Sommer“ so die Vereinsvorsitzende, die zur Feier des Erfahre-mehr-über-Schmetterlinge-Tages einen riesigen Schmetterling aus Weiden geflochten und mitgebracht hat. Dorfentwicklung wie Stiftung stehen interessierten Gartenbesitzern bei der Umwandlung ihren Gartens in eine Oase der Vielfalt gerne mit vielen Tipps zur Verfügung: www.oasedervielfalt.de oder Tel. (0176) 47 82 67 22. 

Text und Fotos: Heiko Lehmann.