Bliesransbach. Die Augen von Melanie Faas strahlen, und sie freut sich wie ein kleines Kind: „Wir dürfen seit zwei Wochen endlich wieder üben. Wir haben uns mehr als ein halbes Jahr nicht gesehen. Wir hoffen alle, dass im Herbst die große Nachtübung der Gemeinde-Jugendwehr bei uns stattfinden kann.“
Melanie Faas ist seit 2017 die Jugendwartin im Löschbezirk Bliesransbach. Gleichzeitig ist sie auch stellvertretende Jugendbetreuerin des gesamten Jugendwehr in der Gemeinde Kleinblittersdorf.
„Die Corona-Zeit war hart. Wir konnten nichts machen und mussten einfach warten. Wir haben online ein paar Übungsstunden über den Aufbau eines Löschangriffs und über Fahrzeugkunde gemacht. Wir hatten schon die Befürchtung, wir würden einen Teil unseres Nachwuchses verlieren“, erzählt die 41-Jährige. Doch dem war nicht so. Im Gegenteil. Die Bliesransbacher Nachwuchsfeuerwehr hat in der Corona-Zeit sogar drei Mitglieder dazugewonnen.
Melanie Faas stammt aus Bübingen, und die Feuerwehr wurde ihr im wahrsten Sinne es Wortes in die Wiege gelegt. „Mein Vater war, so lange ich denken kann, in der Bübinger Feuerwehr, und meine Mutter war auch bei vielen Aktionen dabei und half. Ich wurde schon als Baby mit auf Feuerwehrfeste genommen und irgendwo im Festzelt geparkt. Mein Vater hat mich als Kind auch mit zu den Übungen genommen“, berichtet die heutige Löschmeisterin aus ihrer Kindheit.
Eine Kindheit, in der es nur ein Ziel gab. Zwölf Jahre alt werden und damit endlich der Jugendwehr beitreten zu dürfen. Es war 1991, als sie und ihre Freundin in die Jugendwehr kamen. Sechs Jahre später wurden die beiden auch die ersten Frauen in der Bübinger Aktivenwehr. „Ein bereits verstorbener Löschbezirksführer aus einem benachbarten Löschbezirk hat immer gesagt: Ihr Männer – und wenn ich Männer sage, meine ich auch die Frauen. Diesen Satz werde ich nie vergessen“, sagt Melanie Faas und muss bei dem Gedanken daran lachen.
Nachdem sie 2009 mit ihrer Familie nach Bliesransbach zog, musste sie eine Babypause einlegen, schloss sich danach aber wieder dem Löschbezirk Bliesransbach an. Dort war sie eine Zeitlang die einzige Frau. Mittlerweile sind es wieder zwei. Negative Erfahrungen hat sie als Feuerwehrfrau unter vielen Feuerwehrmännern nie gemacht. Im Gegenteil: Durch ihr unermüdliches Engagement und ihr Wissen genießt sie großen Respekt. Sie ist von Beruf Krankenschwester und bringt medizinisches Know-how mit.
Nicht selten geht sie bei Einsätzen mit Türöffnungen voran, um direkt reagieren zu können, wenn ihre medizinischen Kenntnisse gefordert sind. „Wir hatten mal einen Einsatz bei einem Brandanschlag in einem Haus. Damals wurden brennende Dinge im Haus nach uns geworfen. Und dann gab es vor drei Jahren die große Unwetterkatastrophe in der Gemeinde“, erzählt Melanie Faas von den bislang schwierigsten Einsätzen in ihrer Feuerwehrlaufbahn.
Eine Laufbahn, die seit zwei Wochen nicht mehr auf Eis gelegt ist. Die Corona-Zahlen sind rückläufig, und sowohl die Aktiven als auch der Nachwuchs in Bliesransbach haben ihre Arbeit wieder aufgenommen. Und eine Laufbahn, die auch so schnell nicht enden wird. „Ich kann mir vorstellen, dass es endet, wie es angefangen hat. Als alte Frau spaziere ich mit dem Rollator ins Zelt beim Feuerwehrfest und bekomme das Essen an den Tisch gebracht. Mein Freund hat schon gesagt, dass ich mal einen roten Sarg mit zwei Blaulichtern drauf bekomme“, sagt die fleißige Feuerwehrfrau aus Bliesransbach und muss wieder lachen.
Text: Heiko Lehmann. Fotos: Melanie Faas, Heiko Lehmann.