Auersmacher. Das Fußball-Saarland trauert um Lucas Hector vom SV Auersmacher. Der 31-jährige Bruder von Nationalspieler Jonas Hector verstarb am vergangenen Sonntag völlig überraschend aus bislang ungeklärten Gründen. Wie Saarlokal erfuhr, war Lucas Hector am Sonntag mit dem Fahrrad auf einer Trainingstour unterwegs, während er über starke Übelkeit klagte und abgeholt werden musste. Zu Hause soll er sich übergeben und danach ins Bett gelegt haben. Dort soll ihn seine Familie am Abend leblos gefunden haben. Die schreckliche Nachricht sprach sich in Windeseile in ganz Auersmacher herum.
Im und vor dem Gasthaus „Zur Schwemm“, dem zentralen Treffpunkt im Ort trafen sich etwa 30 Menschen und trauerten zusammen um ihren Freund. Es waren Menschen aus allen Altersklassen. Der 31-Jährige war mit seiner netten Art überall bekannt und gerne gesehen. André Hemmer, der Sportvorstand des SV Auersmacher war am Sonntagabend auch im Ort
unterwegs. Mit seinem Freund Lucas spielte er zusammen in der Saarlandliga für den SVA. Seit einigen Jahren waren beide auch im geschäftsführenden Vorstand ihres Vereins tätig. „Wir sind alle fassungslos, können es nicht verstehen und auch irgendwie noch nicht glauben. Ich habe mich noch am Sonntagabend mit Vorstandskollegen des SVA getroffen und wir haben lange geredet. Wir brauchen jetzt diesen Zusammenhalt in einer unfassbar schweren Zeit. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie“, sagt André Hemmer. Durch seine Arbeit bei der Gemeindeverwaltung von Kleinblittersdorf, war Lucas Hector auch in der ganzen Großgemeinde unterwegs und bekannt. Der Ausnahme-Fußballer zählte zudem zu den stärksten Fußballern im Saarland. Im Jahr 2009 feierte Lucas zusammen mit seinem Bruder und vielen weiteren Auersmacher Spielern die Meisterschaft in der Saarlandliga und den Aufstieg in die Oberliga.
Trainer in dieser Zeit war Jörn Birster, mit dem Lucas Hector auch zweimal das Saarländische Hallenmasters gewann. 2010 wurde Lucas sogar zum besten Spieler des Finalturniers gewählt. „Ein ehemaliger Spieler von mir hat mir am Sonntagabend die Nachricht mitgeteilt. Es war und ist immer noch ein Schock für unsere Familie. Keiner kann es greifen und wir sind fassungslos. Ich habe in der vergangenen Woche noch mit Lucas gesprochen. Wir haben ja immer noch zusammen für den Verein auf vielen Ebenen zusammen gearbeitet. Lucas war ein besonderer Mensch mit einer tollen Art. Dieser Verlust ist nicht in Worten auszudrücken“, sagt Jörn Birster. Sein ehemaliger Trainer bescheinigte ihm sogar größere fußballerische Flexibilität als seinem Bruder, dem Nationalspieler. Irgendwann sattelte Lucas aus eigenem Antrieb vom Innenverteidiger auf Stürmer um und fing in der zweiten und dritten Mannschaft seines SVA praktisch eine neue Karriere an.
Er erzielte bereits in seiner ersten Saison doppelt so viele Tore als er Spiele hatte und so musste er zwangsläufig wieder in die Saarlandliga, wo er zu den besten Stürmern des Saarlandes zählte und dann auch als Stürmer das Finale eines weiteren Hallenmasters gewann. Mit seinem Tor entschied er das Mastersfinale 2019 direkt für den SVA und holte den insgesamt fünften Masterstitel nach Auersmacher. „Lucas war ein Ausnahmetalent und hing sehr an seinem SV Auersmacher und an seinen Freunden im Ort, mit denen er viel lieber am Wochenende zusammen spielte, als eine große Karriere zu starten“, blickt Jörn Birster zurück. Um seinem Bruder Jonas einen Gefallen zu tun, machte er gemeinsam mit ihm im Jahr 2010 ein Probetraining beim FC Bayern München, seinem Lieblingsverein.
Damals erteilte der Trainer und ehemalige Nationalspieler Mehmet Scholl den beiden nach dem Probetraining eine Absage. Lucas war das damals egal, da er ohnehin in Auersmacher geblieben wäre und der Weg von Jonas ist bekannt. Jonas' Verein, der 1. FC Köln, gab am Montag die Trauernachricht bekannt. In Auersmacher wurde von Sonntag auf Montag die ganze Nacht getrauert. Überall brannten Lichter in den Häusern. Menschen versammelten sich oder standen noch mitten in der Nacht auf den Straßen zusammen und redeten. Als Verwaltungsfachwirt bei der Gemeinde Kleinblittersdorf hatte Lucas Hector auch eine Ausbildung zum Standesbeamten absolviert und traute noch am vergangenen Samstag einen Freund in Auersmacher.
Bei der Gemeinderverwaltung herrschte am Montag ebenso Fassungslosigkeit. „Wir stehen alle unter Schock. An ein normales Leben und arbeiten ist zur Zeit nicht zu denken“, sagte Thomas Dincher, Arbeitskollege und ebenfalls Vereinsmitglied des SVA. Seine Mannschaftskameraden, die im Prinzip in allen vier aktiven Mannschaften des SVA spielen, trafen sich am Sonntag ebenfalls bis Mitten in die Nacht. Auch Jan Berger, der aktuelle Trainer der ersten Mannschaft des SV Auersmacher war dabei. „Jeder stand unter Schock. Verarbeiten konnten wir das alle nicht. Wir waren froh, dass wir alle zusammen waren und gemeinsam reden und trauern konnten“, so Jan Berger. Am Montag ging die Trauernachricht vom Tod des 31-Jährigen durch das ganze Saarland und auch deutschlandweit durch die Schlagzeilen. Es gab vor allem in den sozialen Netzwerken im Internet von vielen Menschen und Vereinen aus dem ganzen Land eine riesige Welle der Anteilnahme für einen ganz besonderen Menschen und Sportler, der viel zu früh gehen musste.
Text und Fotos: Heiko Lehmann