Kleinblittersdorf. Seit einer Woche sind die Grenzen an der Oberen Saar für den Kraftverkehr komplett dich. Wer mit dem Auto von Frankreich nach Deutschland, oder umgekehrt, möchte, der muss entweder über die Grenze in Habkirchen oder an der Goldenen Bremm in Saarbrücken fahren. Vor allem für Franzosen, die in Deutschland arbeiten oder Deutsche, die in Frankreich leben, ist das eine Tortour. In der Gemeinde Kleinblittersdorf gibt es viele Pflegeheime, die auf die französischen Mitarbeiter angewiesen sind.
Die Barmherzigen Brüder in Rilchingen-Hanweiler sind mit 350 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Kleinblittersdorf. 90 Franzosen arbeiten bei den Brüdern. Als am Freitag vor einer Woche die Grenzen schlossen, hatte Einrichtungsleiter Alfred Klopries ein Problem. „Ich habe bis 23 Uhr telefoniert, bis ich alle Mitarbeiter aus Frankreich erreicht hatte. Es wusste keiner etwas von der Schließung. Es ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter morgens pünktlich auf der Arbeit sind, da wir Bewohner haben, die ihre Medikament oder Spritzen brauchen“, erklärt Alfred Klopries. Er hat sich am meisten über die mangelnde Kommunikation von Seiten der Landesregierung aufgeregt. Mittlerweile wissen die Mitarbeiter, was los ist, doch das Problem mit dem großen Umweg gibt es immer noch. „Wir haben Mitarbeiter, die wegen den geschlossenen Grenzen täglich eine Stunde früher zu Hause losfahren müssen und abends auch eine Stunde später nach Hause kommen. Die Situation ist für alle sehr unbefriedigend“, so der Einrichtungsleiter.
Durch die Schließung der Grenzen auf der Bundesstraße 51 in Rilchingen-Hanweiler und Kleinblittersdorf sowie der Grenze in Güdingen staut sich nun an den Grenzen in Habkirchen und Saarbrücken der Verkehr. Lange Wartezeiten am Morgen und am Abend sind Standard. Sandra Hoen ist Deutsche und wohnt in Frankreich. Sie wurde vor eineinhalb Wochen in Saarbrücken operiert und ist mittlerweile schon wieder zu Hause in Frankreich. „Ich hoffe, der Heilungsprozess läuft optimal. Ich weiß nicht, wie schnell ich wegen den geschlossenen Grenzen nach Saarbrücken ins Krankenhaus komme, wenn etwas passiert“, sagt die 50-Jährige. Sie hat einen Brief an den saarländischen Ministerpräsidenten geschrieben und gefragt, ob es nicht möglich sei, eine Grenze an der Oberen Saar zu öffnen. In einem Antwortschreiben stand, dass die Grenzüberwachung Sache der Bundespolizei sei. Alfred Klopries hat sich an die Bundespolizei in Bexbach gewandt und ist an die saarländische Landesregierung verwiesen worden.
Viele Grenzgänger an der Oberen sind in der Corona-Zeit durchaus bereit Opfer zu bringen, fühlen sich aber nicht selten von den Verantwortlichen verschaukelt. Am vergangenen Donnerstag wurde an der Oberen Saar eine Online-Petition auf den Weg gebracht, in der die Öffnung des Grenzübergangs in Kleinblittersdorf gefordert wird. Knapp 200 Menschen haben bereits mit ihrem Namen unterschrieben. Während die Grenzen für den rollenden Verkehr dicht gemacht wurden, werden Fußgänger-Grenzen sowohl von französischer als auch von deutscher Seite nur sporadisch bewacht. Wie die saarländische Landesregierung mitteilte, sind die personellen Ressourcen zur Zeit noch nicht gegeben, um jeden Übergang zu kontrollieren. Deshalb wären die kleineren Grenzübergänge geschlossen worden. Über die Grenzen in Rilchingen-Hanweiler und Kleinblittersdorf fahren im Normalfall täglich mehr als 10 000 Autos, wohin gegen die Grenze in Habkirchen eher weniger frequentiert ist. Für Stephan Strichertz, den Bürgermeister der Gemeinde Kleinblittersdorf, ist der Ärger der Menschen verständlich, aber er bezweifelt, dass sich etwas ändern wird. „Wir haben aktuell eine sehr schwierige Zeit und diese erfordert auch schwierige Maßnahmen. Da müssen wir jetzt alle durch“, so Strichertz.
Text und Fotos: Heiko Lehmann.